Alisa Knechtli
Innenarchitektur und Szenografie
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l`aspiration
eine tänzerische Erkundung eines Innenraumes
Bachelorthesisarbeit 2018 Alisa Knechtli | Tänzerischer Entwurf in Kooperation mit Simona Kortenhaus | FHNW | HGK | IIS
Man wird eingeladen eine psychische Reise, geleitet durch eine Tanzperformance und rundum Projektionen, zu durchleben. Die Tanzperformance in welcher maximal viermal 50 Personen auf abstrakter Weise die innere Reise von Grenouille erlebt, wird von jeweils eine/r TänzerIn dargeboten. Die Performance findet zeitgleich mit drei weiteren parallellaufenden Performances satt, wobei sich die Rezipienten aber dennoch nicht vermischen. Einzig die insgesamt vier TänzerInnen rotieren innerhalb den Perfomances, um die Aussage, dass jede/r in seine/r individuellen Art Grenouille ist oder sein kann, zu verstärken.
Die Rauminstallation ist so aufgebaut, dass sie einen Raum im Raum bildet – eine Schutzhülle zur Aussenwelt, um die innere Reise von Grenouille erlebbar zu machen. Dieses Prinzip und der vermittelte Inhalt sind auf unsere Gesellschaft und auf Jede/n übertragbar. Daher kann der Kubus an jeden beliebigen anderen Umraum transportiert werden und dennoch in seiner Aussage beständig bleiben. Der Kubus – eine schützende Haut, welche innerhalb einem grösseren Wirkungsfeld eine Innenwelt zulässt, ist deshalb nicht ein physischer Parcour, sondern ein Gefäss, was durch eine psychische Reise führt. Die Nähe der Rezipienten wie auch zur Tänzer/in ist wichtig, um die Selbstreflexion und eine individuelle Interpretation, respektive Übertragung auf sein eigenes Leben zu ermöglicht. Die Rezipienten bewegen sich frei innerhalb der vier Wänden und werden durch die entstehende Dynamik, ausgehend des Tanzes in Bewegung gehalten. Die TänzerIn zeigt vielschichtige Emotionen auf und trägt den Duft durch eine zweite Haut (Puder und Fett) und die Bewegung zum Rezipienten. Eine Interaktion von Rezipienten und Tänzer/in durch Tanzbewegung und Tanzweg findet statt.
Der Roman «Das Parfum – die Geschichte eines Mörders» des deutschen Schriftstellers Patrick Süskind hat das Leben von Jean-Baptiste Grenouille zum Thema. Grenouille kommt mit einem phänomenalen Geruchssinn zur Welt, sein eigener Körper ist jedoch geruchslos. Diese Eigenschaft, die er als Mangel empfindet, treibt ihn dazu, Gerüche zu sammeln. Zunächst speichert er seine Riecheindrücke ausschliesslich in seiner Erinnerung – er errichtet sich einen olfaktorischen Gedankenpalast. Damit gibt er sich aber langfristig nicht zufrieden. Im Verlauf des Romans widmet er sich der akribischen Herstellung von immer fantastischeren Düften in Form von Parfums, bis er schliesslich die Wohlgerüche der vollkommensten Mädchen der Stadt einfangen will, um einen unwiderstehlichen Duft zu schaffen und ihn sich eigen zu machen.
Die szenografische und choreografische 45-minütige Reise geht auf die animalisch-menschliche Entwicklung von Grenouille innerhalb seines Sammelwahns, anhand des Tanzes und des bewegten Bildes ein. Die 780° Grad Projektionen (Wände, Decke und Boden) reagieren auf die Bewegungen der Tänzer/in. Diese unterstützen die Vermittlung von Grenouilles Emotionen, Sehnsüchte, das Eintauchen in fremde Duftauren, Aufbruchsstimmungen und Realisationsmomente. Durch Projektionen ist der begrenzte Raum wandlungsfähig und kann so die gesammte innere Reise von Grenouille mit Ortswechsel aufzeigen.
Die Rezipienten durchleben eine Reise von der Geburt bis zum Freitod eines Geschöpfs, welches auf der Suche nach der perfekten zweiten Haut ist. Die Tänzer tragen sich diese zweite Haut anhand von Puder und Fett auf und konsumieren den realen Duft im Raum, sowie auch der abstrahierte Duft anhand der Projektionen. Doch realisiert es erst gegen das Ende, dass das Streben und die damit verbundene Sehnsucht nach einer fremden Überhaut nie befriedigen würde, da es sich – durch die Aufsetzung fremder Duftauren nur noch mehr verloren hat. Diese Selbstreflexion führt zum Entschluss sich der fremden Haut zu entledigen und sich aufzulösen.
Um den Rezipienten die Aussage, dass in Jedem/r ein Grenouille steckt und wir alle mehr oder weniger unsere Persönlichkeit verändern, oder maskieren, um «besser» in die Gesellschaft zu passen, zu intensivieren, wird der gleiche Tanzcharakter von vier Tänzern verkörpert. Diese rotieren wärend der Performance viermal und verdoppeln oder verschwinden sogar in einer Szene. Durch die beweglichen Wandelemente in der Anschneidungszone der vier Raumkuben, ist dieser flüssige Wechsel möglich.